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Warum die Babypause in Frankreich ein Tabu ist

Warum die Babypause in Frankreich ein Tabu ist

Die Babypause ist ein bedeutender Bestandteil der Familienpolitik und beeinflusst sowohl die berufliche als auch die private Lebensrealität von Eltern. In Frankreich jedoch gilt die Babypause im Gegensatz zu Deutschland oft als Tabuthema. Wir untersuchen die kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Gründe hinter dieser Tabuisierung in Frankreich und vergleichen sie mit der Situation in Deutschland und der EU.

 



Die rechtliche Lage und kulturelle Unterschiede

1. Die rechtliche Lage und kulturelle Unterschiede

Die Lage in Frankreich

Frankreich hat eine der kürzesten Elternzeitregelungen in der EU. Frauen erhalten in der Regel lediglich 16 Wochen Mutterschutz, wobei sechs Wochen vor und zehn Wochen nach der Geburt liegen. Seit 2021 haben Väter Anspruch auf lediglich 28 Tage Vaterschaftsurlaub. Die Möglichkeit, längere Elternzeiten in Anspruch zu nehmen, besteht zwar, wird jedoch selten genutzt, da die finanzielle Unterstützung gering ausfällt.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist das System der Elternzeit deutlich großzügiger. Eltern können bis zu drei Jahre Elternzeit nehmen, wobei bis zu 14 Monate Elterngeld gezahlt wird, wenn sich beide Elternteile an der Betreuung beteiligen. Dies gibt Familien mehr Spielraum, die Betreuung flexibel zu gestalten und sich auf das Kind zu konzentrieren.

Die EU-weite Perspektive

Die EU setzt Mindeststandards für Elternzeiten, fordert jedoch auch von den Mitgliedstaaten, flexibelere und gerechtere Lösungen zu finden. Länder wie Schweden oder Norwegen bieten weitreichende Regelungen an, die Eltern nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch kulturell akzeptiert sind.


2. Warum die Babypause in Frankreich tabuisiert wird

Arbeitsmarkt und Karriereorientierung

In Frankreich herrscht eine stark ausgeprägte Arbeitskultur, die auf Produktivität und Kontinuität fokussiert ist. Ein längerer Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt, wie er in Deutschland üblich ist, wird oft als Karrierehindernis betrachtet. Frauen, die längere Babypausen in Anspruch nehmen, laufen Gefahr, stigmatisiert zu werden, da sie als weniger engagiert gelten.

Frühkindliche Betreuung als Standard

Frankreich investiert massiv in frühkindliche Betreuungseinrichtungen. Kinderkrippen (crèches) und Tagesmütter (assistantes maternelles) stehen flächendeckend zur Verfügung, so dass es gesellschaftlich akzeptierter ist, Kinder bereits im Alter von wenigen Monaten in Betreuung zu geben. Dies verringert den Druck auf Eltern, lange Pausen einlegen zu müssen.

Gesellschaftliche Erwartungen

In Frankreich wird von Frauen erwartet, schnell in den Arbeitsmarkt zurückzukehren und gleichzeitig den Anforderungen der Mutterschaft gerecht zu werden. Die Vorstellung der "aktiven Mutter", die Beruf und Familie erfolgreich unter einen Hut bringt, ist tief in der französischen Gesellschaft verankert. Eine längere Auszeit könnte als Zeichen von Schwäche oder fehlendem Ehrgeiz interpretiert werden.



Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich

3. Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich

Elternfreundliche Politik in Deutschland

Deutschland legt großen Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Elternzeitregelungen. Dies wird durch eine stärkere gesellschaftliche Akzeptanz von längeren Babypausen unterstützt, was es Eltern ermöglicht, ihren Fokus für eine gewisse Zeit auf die Familie zu legen, ohne ihre beruflichen Perspektiven zu gefährden.

Kultureller Druck in Frankreich

Während in Deutschland die Wahlfreiheit und Flexibilität im Vordergrund stehen, ist in Frankreich der Druck auf berufliche Kontinuität hoch. Dies führt dazu, dass Elternzeiten oft minimiert werden und längere Babypausen als unvereinbar mit der modernen Lebensrealität gelten.


4. Auswirkungen und Kritik

Die Tabuisierung der Babypause in Frankreich hat sowohl positive als auch negative Folgen. Einerseits ermöglicht das System eine hohe Erwerbsquote von Frauen und fördert wirtschaftliche Stabilität. Andererseits vernachlässigt es die Bedürfnisse von Eltern, die mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten.

Kritiker bemängeln zudem, dass das System Frauen dazu zwingt, sich an traditionelle Geschlechterrollen zu halten, indem sie Beruf und Familie perfekt ausbalancieren müssen.

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Olivier

Olivier Geslin