Wo wird mehr gearbeitet: in Deutschland oder in Frankreich?
Während Deutschland oft als Synonym für Fleiß und Präzision gilt, wird Frankreich nicht selten mit Genuss und einer ausgeprägten Work-Life-Balance assoziiert. Doch wie sehen die tatsächlichen Arbeitszeiten aus? Wer verbringt mehr Zeit im Büro, und wer legt mehr Wert auf Freizeit? Wir beleuchten, wo im Jahr 2024 tatsächlich mehr gearbeitet wurde, und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
2. Arbeitszeit in Frankreich und Deutschland im Vergleich
3. Gründe für die unterschiedlichen Arbeitszeiten in den EU-Ländern
Ranking der Länder mit den meisten Arbeitsstunden im Jahr
In Mexiko, Costa Rica und Kolumbien verbringen Arbeitnehmer laut Studien regelmäßig zwischen 40 und 48 Stunden pro Woche im Beruf. Mexiko führt die Liste der längsten Arbeitszeiten an, mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von über 2 128 Stunden pro Jahr. Hier tragen wirtschaftlicher Druck und begrenzte soziale Sicherungssysteme zu den langen Arbeitszeiten bei.
- Mexiko: 2128 Stunden
- Costa Rica: 2073 Stunden
- Kolumbien: 1964 Stunden
- Chile: 1916 Stunden
- Südkorea: 1910 Stunden
- Malta: 1882 Stunden
- Russland: 1874 Stunden
- Griechenland: 1872 Stunden
- Rumänien: 1838 Stunden
- Kroatien: 1835 Stunden
- Polen: 1830 Stunden
- USA: 1791 Stunden
- Irland: 1775 Stunden
- Estonien: 1767 Stunden
- Tschechien, Israel: 1753 Stunden
Ranking der Länder mit den wenigsten Arbeitsstunden im Jahr
Auf der anderen Seite stehen Länder wie Deutschland, Dänemark und Luxemburg mit vergleichsweise kurzen Arbeitszeiten. In Deutschland liegt die durchschnittliche Jahresarbeitszeit bei etwa 1 349 Stunden, was auf starke Arbeitnehmerrechte, eine hohe Produktivität und den Fokus auf Work-Life-Balance zurückzuführen ist.
- Deutschland: 1349 Stunden
- Dänemark: 1363 Stunden
- Luxemburg: 1382 Stunden
- Niederlande: 1417 Stunden
- Norwegen: 1427 Stunden
- Island: 1433 Stunden
- Österreich: 1442 Stunden
- Schweden: 1444 Stunden
- Frankreich: 1490 Stunden
- Belgien: 1493 Stunden
- Vereinigtes Königreich: 1500 Stunden
- Finnland: 1518 Stunden
- Schweiz: 1533 Stunden
- Türkei: 1572 Stunden
- Slowakei: 1583 Stunden
(Quelle: globalhealth)
Wenn man die tatsächliche jährliche Arbeitszeit weltweit im Jahr 2024 betrachtet, dann liegen Deutschland und Frankreich im Mittelfeld, wobei einige Unterschiede zu beachten sind.
Durchschnittlich wird in Deutschland ca. 34 Stunden pro Woche gearbeitet. Dank flexibler Arbeitszeitmodelle, Teilzeitbeschäftigung und einer 35-Stunden-Woche in vielen Branchen gehört Deutschland zu den Ländern mit den kürzesten Wochenarbeitszeiten.
Dagegen beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Frankreich etwa 36 Stunden. Besonders die gesetzlich festgelegte 35-Stunden-Woche, die seit 2000 existiert, prägt das Arbeitsleben in Frankreich. Dennoch arbeitet ein Großteil der Bevölkerung aufgrund von Überstunden oder Sonderregelungen (RTT) oft länger, vor allem in Berufen, die nicht tariflich gebunden sind.
Vollzeit in Deutschland länger, Teilzeit in Frankreich länger
Das Statistikamt des französischen Arbeitsministeriums, Dares, veröffentlichte im vergangenen Jahr eine parallele Studie. Diese konzentrierte sich auf den europäischen Arbeitsmarkt und analysiert die Dauer der Arbeitswoche in den verschiedenen EU-Ländern.
Interessant ist hier auch die Differenzierung zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung. Der EU-Durchschnitt liegt bei 40,3 Stunden in Vollzeit und bei 20,9 Stunden in Teilzeit:
Deutschland: 40,4 Stunden in Vollzeit und 19,9 Stunden in Teilzeit
Frankreich: 39 Stunden in Vollzeit und 23,7 Stunden in Teilzeit
Die Länge der Arbeitszeiten hängt nicht nur von der Gesetzgebung ab, sondern auch von der wirtschaftlichen Lage und kulturellen Einstellungen. Während einige Länder den Fokus viel mehr auf den Job legen, genießen andere Staaten eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit.
In Deutschland und Frankreich hat die hohe Produktivität pro Arbeitsstunde dazu geführt, dass weniger Arbeitszeit für wirtschaftlichen Erfolg nötig ist.
Selbstverständlich spielt der hohe Anteil an Arbeitnehmern in Teilzeit - insbesondere in Deutschland - eine große Rolle in dieser Statistik.
Anzahl der gesetzlichen Feiertage in den EU-Ländern
Darüber hinaus wirkt sich die relativ große Anzahl an Feiertagen in Frankreich direkt auf diese Zahlen aus. Übrigens ist das EU-Land mit den wenigsten gesetzlichen Feiertagen Deutschland.
12 Tage: Malta, Bulgarien, Zypern, Slowakei
11 Tage: Österreich, Finnland, Kroatien
10 Tage: Frankreich, Tschechien, Portugal, Spanien, Litauen, Griechenland, Slowenien, Lettland, Rumänien
9 Tage: Luxemburg, Schweden, Italien, Polen, Irland
8 Tage: Dänemark, Norwegen, Ungarn, Estland, Belgien, Niederlande
7 Tage: Deutschland
(Quelle: statista)
Anzahl der Urlaubstage im EU-Vergleich
Zuletzt sei noch erwähnt, dass es zwei mögliche Faktoren gibt, auf die man ergänzend Einfluss nehmen kann: nämlich die Urlaubsdauer (siehe unten) und das Fernbleiben von der Arbeit.
- Spanien: 44 Tage
- Schweden: 36 Tage
- Frankreich: 35 Tage (+ 7 Tage RTT)
- Deutschland: 35 Tage
- Dänemark: 34 Tage
- Italien: 31 Tage
- Belgien: 30 Tage
- Niederlande: 29 Tage
- Vereinigtes Königreich: 28 Tage
(Quelle: Fondation IFRAP)
Mehr dazu:
- Klischees über Frankreich: 5 Vorurteile bezogen auf die Arbeitswelt
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Olivier Geslin