Die gefragtesten Berufe in Angers: Chancen für Fachkräfte

Angers boomt – und sucht Fachkräfte.
Die westfranzösische Stadt entwickelt sich zu einem echten Wirtschaftszentrum mit hoher Lebensqualität und großem Fachkräftebedarf. Ob im Gesundheitswesen, in der Industrie oder der Tech-Branche: In Angers stehen die Chancen für qualifizierte Bewerber aus dem In- und Ausland ausgezeichnet. Hier zeigen wir, welche Berufe besonders gefragt sind – und warum sich ein Blick über die Grenze für deutsche Fachkräfte lohnen kann.
2. Große Nachfrage im Gesundheitswesen
3. IT- und Tech-Berufe stark gefragt
4. Industrie und Handwerk als tragende Säulen
5. Einwanderung als Chance: Warum deutsche Fachkräfte willkommen sind
Angers zählt zu den wirtschaftlich dynamischsten Städten im Westen Frankreichs. Mit seinen rund 160.000 Einwohnern (Agglomeration: ca. 300.000) ist die Stadt nicht nur Verwaltungssitz des Départements Maine-et-Loire, sondern auch ein bedeutender Standort für Industrie, Innovation und Bildung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf liegt hier mit 26.800 € (2023) über dem Durchschnitt der Region Pays de la Loire.
Ein zentraler Wachstumsmotor ist der Technopole Angers, ein 70 Hektar großes Innovations- und Industriegebiet, in dem über 120 Unternehmen tätig sind – u. a. Start-ups, Forschungszentren und mittelständische Industrieunternehmen. Prominente Akteure sind etwa Eolane, ein Anbieter von Elektroniklösungen mit über 2.000 Mitarbeitenden, oder Atos, ein europäischer IT-Riese mit mehreren Niederlassungen in der Region.
Auch im Bereich Smart Tech positioniert sich Angers offensiv: Als Mitglied des Netzwerks French Tech wurde die Stadt mehrfach für ihre Innovationskraft ausgezeichnet. Im Jahr 2024 wurden hier mehr als 3.500 neue Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Branchen (Digitalisierung, Energie, Umwelttechnik) gemeldet.
Hinzu kommt die starke Verankerung im Bereich grüne Technologien: Das Kompetenzzentrum Végépolys Valley – das größte europäische Cluster für Pflanzeninnovation – hat seinen Hauptsitz in Angers und arbeitet eng mit Agrar- und Umweltunternehmen zusammen. Dies macht die Stadt besonders attraktiv für Fachkräfte in den Bereichen Agrartechnologie, Biowissenschaften und Nachhaltigkeit.
"Angers bietet eine wirtschaftlich stabile, innovative Umgebung mit starkem Fachkräftebedarf – eine echte Karrierechance für Bewerber aus Deutschland, insbesondere in Technologie, Industrie und Umweltwirtschaft. "
Lea Orellana-Negrin
Recruiter
Eurojob-Consulting

Der Gesundheitssektor in Angers steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Der demografische Druck – mit einer alternden Bevölkerung und einem steigenden Pflegebedarf – sorgt für einen akuten Mangel an medizinischem Personal. Laut der französischen Gesundheitsbehörde ARS Pays de la Loire fehlen allein im Département Maine-et-Loire mehr als 1.200 Pflegekräfte und über 250 Allgemeinmediziner (Stand 2024).
Zentrales Rückgrat des Systems ist das renommierte CHU d’Angers, eines der größten Universitätskliniken Westfrankreichs mit über 7.300 Beschäftigten. Hier werden kontinuierlich neue Stellen ausgeschrieben, insbesondere für:
- Krankenpfleger (in Voll- und Teilzeit)
- Pflegehelfer (aide-soignant)
- Hebammen (sage-femme)
- Physiotherapeuten (kinésithérapeutes)
- Notfallpersonal (urgences)
Auch der Bereich Altenpflege wächst stark. Einrichtungen wie die Groupe Korian oder Orpéa betreiben mehrere Pflegeheime in und um Angers und suchen regelmäßig nach Fachkräften. Besonders interessant: Einige dieser Gruppen bieten sprachlich und fachlich begleitete Integrationsprogramme für internationale Pflegekräfte an – darunter auch Bewerber aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Die französische Regierung unterstützt aktiv die berufliche Mobilität in diesen Berufen durch die Initiative Pacte pour les compétences. Zusätzlich gibt es Zuschüsse für Weiterbildungen und Unterstützung bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse.
Für deutschsprachige Fachkräfte, insbesondere im Pflegebereich, ergeben sich hier hervorragende Möglichkeiten. Französischkenntnisse sind von Vorteil, aber zahlreiche Arbeitgeber bieten Einstiegsmöglichkeiten mit begleitendem Sprachtraining. Die Region Pays de la Loire arbeitet derzeit sogar an einem Pilotprojekt zur gezielten Anwerbung deutschsprachiger Pflegekräfte im Rahmen europäischer Mobilitätsprogramme wie EURES.
Angers positioniert sich zunehmend als digitaler Hotspot im Westen Frankreichs, vor allem dank seiner Mitgliedschaft im Netzwerk La French Tech. Die Stadt investiert massiv in digitale Infrastrukturen, Smart-City-Projekte und Industrie 4.0 – was zu einem anhaltenden Bedarf an IT- und Tech-Fachkräften führt.
Laut dem Jobportal Pôle Emploi blieben im Großraum Angers im Jahr 2024 mehr als 2.300 Tech-Stellen unbesetzt. Besonders gesucht werden:
- Softwareentwickler (développeur informatique)
- Netzwerkspezialisten (ingénieur réseau)
- Data Analysts und Data Scientists
- Fachleute für Cybersicherheit
- Cloud-Architekten und DevOps-Ingenieure
Die Nachfrage betrifft sowohl etablierte Unternehmen als auch Start-ups. So bietet das auf das Internet der Dinge (IoT) spezialisierte Unternehmen Qowisio in Angers fortlaufend Stellen im Bereich Embedded Systems und Wireless Tech an. Ebenfalls stark präsent ist die Groupe Sigma, ein IT-Dienstleister mit Kunden aus der Industrie und dem öffentlichen Sektor.
Ein besonders innovatives Projekt ist das Smart-City-Programm "Territoire intelligent", getragen von der Stadt Angers und Unternehmen wie Suez und Engie. Ziel ist es, Angers zur effizientesten digitalen Stadt Frankreichs zu machen – mit mehr als 120 Millionen Euro Investitionen bis 2030. Das Projekt schafft Hunderte neue Stellen im Bereich IoT, KI, Datenverarbeitung und Infrastrukturmanagement.
Für deutsche IT-Fachkräfte, insbesondere aus Baden-Württemberg, NRW oder Bayern, die Interesse an einem internationalen Karriereschritt haben, ist Angers ein attraktives Ziel.
" Die berufliche Qualifikation wird in der Regel problemlos anerkannt, und Englischkenntnisse reichen oft für den Einstieg, da viele Tech-Teams international arbeiten. "
Lea Orellana-Negrin
Recruiter
Eurojob-Consulting

Wer zusätzlich bereit ist, Französisch zu lernen, erhöht seine Chancen auf schnelle Integration und Beförderung erheblich. Verschiedene Organisationen wie die Maison de l’Europe Angers bieten dabei gezielte Unterstützung an.
Neben Technologie und Gesundheit bleibt Angers ein industrieller Kernstandort – mit einer langen Tradition im Maschinenbau, in der Fahrzeugproduktion und in der Lebensmittelverarbeitung. Im Jahr 2024 zählte der Industrie- und Produktionssektor über 15.000 Beschäftigte im Raum Angers, verteilt auf mehr als 600 Unternehmen, wie von der CCI de Maine-et-Loire berichtet wurde.
Zu den bedeutendsten industriellen Arbeitgebern gehört Scania Production Angers, wo täglich rund 80 Lkw gefertigt werden. Das Werk beschäftigt über 750 Mitarbeitende und rekrutiert regelmäßig Industriemechaniker, Logistiktechniker, Elektrotechniker und Wartungspersonal. Ebenso aktiv ist die Manitou Group, Weltmarktführer im Bereich Hub- und Hebetechnik, mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden am Standort Ancenis und mehreren Einrichtungen im Großraum Angers.
Die Nachfrage betrifft nicht nur große Konzerne. Auch viele mittelständische Betriebe im Metallbau, in der Elektrotechnik oder im Bereich erneuerbare Energien suchen derzeit qualifizierte Arbeitskräfte – häufig dringend. So meldete die Plattform [France Travail]([https://www.francetravail.fr ] "France Travail", anciennement Pôle Emploi) über 1.800 unbesetzte Industrie- und Handwerksstellen allein im Département Maine-et-Loire im Jahr 2024.
Auch das Handwerk spielt eine entscheidende Rolle in der lokalen Wirtschaft. Laut der Chambre de Métiers et de l’Artisanat de Région Pays de la Loire gibt es im Raum Angers über 8.000 Handwerksbetriebe. Besonders gesucht werden:
- Elektriker (électricien)
- Sanitärinstallateure (plombier chauffagiste)
- Kfz-Mechatroniker (mécanicien automobile)
- Tischler und Schreiner (menuisier)
- Maurer und Bauarbeiter (maçon, ouvrier BTP)
Für deutsche Fachkräfte mit Meisterausbildung oder Berufserfahrung ist der Einstieg oft problemlos. Viele Qualifikationen sind durch bilaterale Abkommen automatisch anerkannt, etwa über das Zentraleuropäische Abkommen über berufliche Qualifikationen. Zudem bietet das Programm "France Compétences" finanzielle Unterstützung für Sprachkurse und Umschulungen.
"Wer gerne praktisch arbeitet – in der Werkstatt, auf der Baustelle oder in der Produktion – findet in Angers nicht nur viele offene Stellen, sondern auch langfristige Perspektiven mit Aufstiegschancen."
Lea Orellana-Negrin
Recruiter
Eurojob-Consulting

Die Region Angers und generell die Pays de la Loire heißen qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland ausdrücklich willkommen – insbesondere aus Nachbarländern wie Deutschland, deren Ausbildungssysteme hohes Ansehen in Frankreich genießen. In einer Studie der INSEE wurde hervorgehoben, dass 40 % der Unternehmen in Maine-et-Loire bereit sind, internationale Profile einzustellen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Besonders deutsche Bewerber bringen oft genau die Qualifikationen mit, die in Frankreich fehlen: solide duale Ausbildung, hohe technische Kompetenz, Zuverlässigkeit und Eigeninitiative. Viele französische Arbeitgeber betonen die gute Reputation deutscher Arbeitskräfte, insbesondere in Bereichen wie Industrie, Technik, Pflege und IT.
Zur Integration existieren verschiedene lokale Unterstützungsangebote. Die Maison de l’Europe Angers bietet kostenlose Beratung für Zuzügler aus Deutschland – etwa zu Themen wie Sozialversicherung, Anerkennung von Diplomen, Sprachkursen oder Wohnungssuche. Zudem gibt es Partnerschaften mit Sprachschulen wie Alliance Française Angers, die speziell für berufstätige Neuankömmlinge zugeschnittene Programme anbieten.
Im Rahmen des europäischen Netzwerks EURES werden regelmäßig Online-Stellenbörsen veranstaltet, bei denen sich Arbeitgeber aus Angers direkt mit Bewerbern aus Deutschland vernetzen können. Einige Firmen bieten sogar Relocation-Packages, etwa finanzielle Unterstützung beim Umzug oder Hilfe bei der Einschulung von Kindern.
Das Pflegeheimnetzwerk Korian und das Krankenhaus CHU d’Angers haben in den letzten Jahren gezielt Personal aus Osteuropa und Deutschland eingestellt – mit sprachbegleiteten Einstiegsprogrammen und Mentoring-Modellen.
Angers ist nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern auch offen und gut vorbereitet auf internationale Zuzügler. Wer als deutsche Fachkraft den Schritt wagt, kann auf echte Unterstützung zählen – und auf einen Arbeitsplatz, der Wertschätzung und Entwicklung bietet.
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Jérôme Lecot

