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Duzen oder Siezen in Frankreich: Martins Erfahrungen zwischen Großkonzern und Start-up

Duzen oder Siezen in Frankreich: Martins Erfahrungen zwischen Großkonzern und Start-up

Die Wahl zwischen „Du“ und „Sie“ im beruflichen Umfeld kann in Frankreich eine wahre Herausforderung sein – das weiß Martin, ein junger Fachmann aus Berlin, nur zu gut. Als er seinen ersten Job in einem Pariser Großkonzern antrat, wurde ihm schnell klar, dass das Thema Anrede in Frankreich weit mehr als eine einfache Frage der Höflichkeit ist. Es geht um Respekt, Hierarchien und eine zutiefst verwurzelte Unternehmenskultur. Was für Deutsche, vor allem in der lockeren Start-up-Szene, ganz selbstverständlich ist, wirkt in der französischen Geschäftswelt oft fehl am Platz. Doch wie navigiert man als ausländischer Mitarbeiter geschickt zwischen diesen kulturellen Gepflogenheiten?

 



1. Martins Start in Paris: Die Kunst des Siezens

1. Martins Start in Paris: Die Kunst des Siezens

Als Martin aus Berlin nach Paris zog, um in einem bekannten Großunternehmen zu arbeiten, wurde ihm schnell klar, dass das Thema Anrede in Frankreich eine ganz neue Dimension hatte. In seiner Heimatstadt Berlin war Martin gewohnt, viele seiner Kollegen in der Tech-Szene direkt zu duzen , sogar seinen Vorgesetzten. Doch in Paris fühlte er sich plötzlich unsicher. Bereits am ersten Arbeitstag wurde er darauf hingewiesen, dass das Siezen die Norm sei. „Selbst in der Kaffeepause wurde auf den Respekt geachtet“, erinnert sich Martin. Es sei unüblich gewesen, jemandem ohne ausdrückliche Erlaubnis das „Du“ anzubieten, vor allem den älteren Kollegen oder jenen mit einem höheren Status.

Einer seiner Teamleiter erklärte ihm die Bedeutung dieser Etikette. Das „Vous“ signalisiere nicht nur Respekt, sondern schütze auch eine gewisse berufliche Distanz, die im französischen Arbeitsumfeld geschätzt werde. Martin erzählte, wie er sich in Meetings oft unwohl fühlte, weil er in Deutschland gewohnt war, sich freier auszudrücken. Hier hingegen musste er sorgfältig überlegen, wie er die richtigen Worte wählte. „Es war eine Art sprachlicher Tanz“, sagte er, „bei dem jede Bewegung überlegt sein musste.“



2. Der Wechsel ins Start-up: Ein Paradigmenwechsel?

2. Der Wechsel ins Start-up: Ein Paradigmenwechsel?

Nach zwei Jahren im Konzern wagte Martin den Schritt und wechselte zu einem jungen, dynamischen Start-up in Paris. Die Atmosphäre war sofort anders: Es gab keine strenge Kleiderordnung, und die Hierarchien schienen viel flacher zu sein. Schon bei der Begrüßung fiel ihm auf, dass ihn sein neuer Chef mit einem lockeren „Salut“ ansprach. Das Duzen war hier der Standard. „Es war, als ob ich in eine andere Welt eingetreten wäre“, berichtet Martin.

In der Start-up-Kultur merkte er, dass Offenheit und Nähe gefördert wurden, um die Kreativität und den Teamgeist zu stärken. Trotzdem musste Martin auch hier vorsichtig sein. Während das Duzen im Büro allgemein üblich war, stellte er fest, dass im Umgang mit externen Partnern oft wieder auf das „Vous“ zurückgegriffen wurde. „Ich musste lernen, schnell zu wechseln und den Tonfall je nach Situation anzupassen“, erzählt er. Besonders spannend fand er, dass in Meetings mit potenziellen Investoren die alte Etikette des Siezens wieder hervorkam, um einen professionellen Eindruck zu hinterlassen.



3. Deutschland vs. Frankreich: Die feinen Unterschiede

3. Deutschland vs. Frankreich: Die feinen Unterschiede

Martin ist überzeugt: Die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich im Bereich der Anrede sind subtil, aber tief verwurzelt. In Deutschland ist das „Du“ mittlerweile in vielen Bereichen weit verbreitet. Besonders in der Start-up- und Tech-Szene ist es fast selbstverständlich, von Anfang an auf eine informelle Sprache zu setzen. Selbst große Firmen wie SAP und Volkswagen experimentieren mittlerweile mit informellen Kommunikationskulturen (SAP).

In Frankreich hingegen bleibt das Siezen stark verankert, insbesondere in traditionellen Branchen. Martin erklärt, dass sich dies in den täglichen Interaktionen bemerkbar mache: „Der Respekt, den man einer Person in Frankreich zeigt, spiegelt sich in der Sprache wider.“ Dennoch stellt er fest, dass sich auch Frankreich langsam verändert, vor allem unter dem Einfluss internationaler Unternehmen und der jüngeren Generation.



4. Martins praktische Tipps für den Sprachgebrauch

4. Martins praktische Tipps für den Sprachgebrauch

Basierend auf seinen Erfahrungen hat Martin einige wertvolle Tipps für deutsche Arbeitnehmer, die in Frankreich tätig sind. Erstens, starten Sie immer mit dem „Vous“. Es ist besser, sich als zu förmlich zu erweisen, als gleich auf die lockere Ebene zu wechseln. Fragen Sie höflich: „Puis-je vous tutoyer?“ Dies zeigt, dass Sie die kulturellen Gepflogenheiten verstehen und respektieren. Zweitens: Seien Sie anpassungsfähig. In einem Start-up können Sie schnell zum „Du“ wechseln, aber bleiben Sie aufmerksam, wenn Sie die Anrede für externe Gespräche wählen.

Ein weiterer Ratschlag von Martin: Beobachten Sie, wie Ihre französischen Kollegen miteinander umgehen. Der Sprachgebrauch kann Ihnen viel über die interne Hierarchie und die Kultur eines Unternehmens verraten. Und schließlich, vergessen Sie nicht, dass Höflichkeit in Frankreich immer hoch geschätzt wird. „Ein freundliches Lächeln und die richtige Anrede öffnen viele Türen“, betont Martin.



5. Respekt durch Anpassung

5. Respekt durch Anpassung

Martin hat aus seinen Erlebnissen eine wichtige Lektion gelernt: Der Sprachgebrauch ist ein Spiegelbild der Unternehmenskultur. In Frankreich ist es von entscheidender Bedeutung, sich den Gegebenheiten anzupassen und die feinen Nuancen der Anredeformen zu respektieren. Ob Sie in einem traditionellen Konzern oder einem lockeren Start-up arbeiten, Ihr Sprachverhalten zeigt, wie gut Sie die kulturellen Unterschiede verstehen.

Für Martin war die Umstellung zwar nicht immer einfach, aber sie hat ihm geholfen, eine neue Perspektive auf den beruflichen Umgang und die Bedeutung von Respekt zu gewinnen. „Es ist eine Balance zwischen Anpassung und Authentizität“, sagt er lächelnd. Mit der richtigen Einstellung und ein wenig Fingerspitzengefühl können auch Sie den Spagat zwischen Duzen und Siezen meistern.

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